Bella Glanville ist ein internationales Model, TED-Sprecherin, Spitzenleistungstrainerin und Gründerin des Motivate Magazine und der Lovekidz Foundation.
Sie ist in London geboren und aufgewachsen und hat für Unternehmen wie Adidas, Stella Mccartney, Topshop, Nike und Vogue gemodelt. Sie ist auch eine TV-Persönlichkeit, Filmproduzentin und Schauspielerin.
In dem Film Deadly Perfect (Premiere 2021) spielt sie die Hauptrolle. Bella hat vier internationale TEDx-Vorträge gehalten, in denen sie sich mit „The Myth of Perfection“, „Embracing Uncertainty“, „Clashing Personalities“ und „The Science of Online Dating“ befasste.
Daneben hält sie Motivationsvorträge und gibt Workshops für junge Menschen. Zudem ist sie zertifizierte NLP-Praktikerin.
Das sagt Bella Glanville
Mein Name ist Bella Glanville. Vielleicht kennen mich einige von Ihnen aus dem Fernsehen. Unter anderem bin ich als Virtual Dating Teilnehmerin bei einigen Shows mit dabei gewesen, bei denen ich es bis ins Finale geschafft und sogar gewonnen habe. Ich arbeite als Psychologin und Motivationsschreiberin. Sie haben jetzt den Titel dieses Vortrags gesehen. Mit Sicherheit glauben Sie nun, dass vor Ihnen eine wahre Expertin für Online Dating steht und ich Ihnen verraten kann, wie Online Dating wirklich funktioniert und mit welchen Algorithmen dort gearbeitet wird.
Ich muss Sie enttäuschen. Denn der Algorithmus ist, gelinge gesagt, Blödsinn. Ich bin das einzige virtuelle Date gewesen, welches Pete während der gesamten Show hatte. Dennoch wählte er am Ende mich. Es gibt einige wissenschaftlich Theorien, die das erklären könnten.
Warum er zog mich seinen anderen Dates vor, die nicht via Internet, sondern im echten Leben stattgefunden haben? Ganz einfach. Lerne ich die andere Person nur über Videochat kennen, bemerke ich nur die positiven Seiten. Ich sehe nicht, dass sie andere Person sehr schüchtern oder unsicher ist. Solche „negativen“ Eigenschaften fallen uns erst dann auf, wenn wir die andere Person im realen Leben kennenlernen.
Wen suchen wir beim Online Dating?
Beim Online Dating projizieren wir auf den Dating Partner all unsere Wünsche. Wir schreiben der anderen Person unglaublich tolle Eigenschaften zu und halten diese Person für perfekt. In Wahrheit kann dieser Mensch gar nicht all die Erwartungen erfüllen, die wir an ihn hegen.
Das hat eine amerikanische Studie tatsächlich herausgefunden. Wir suchen beim Online Dating nach einer Person, die eine perfekte Version unserer selbst ist. Viele Leute wissen um diesen Fakt. Aus diesem Grund füllen sie ihr Profil nicht ehrlich mit ihren Daten aus, sondern beschönigen zahlreiche Angaben. Das geht sogar so weit, dass ganze Profile anderer kopiert werden. Dabei könnte alles so einfach sein: Nämlich wenn wir auch online die Menschen so nehmen würden wie sie sind, anstelle nach einer perfekten Traumfrau/ Traummann zu suchen. Doch warum suchen wir online nach dem perfekten Menschen, während wir im realen Leben weniger kritisch sind? Und warum vertrauen wir all den Informationen, die online gegeben werden, obwohl diese doch oftmals falsch sind?
Es ist ganz einfach. Treffen wir einen Fremden, etwa im Zug, und kommen mit dieser Person ins Gespräch, haben wir plötzlich ein großes Vertrauen. Vielleicht kennen Sie dies selber von ihren Frisör-Besuchen. Man kennt sich nicht gut und doch, auf einmal redet man über sehr persönliche Themen. Der Grund für dieses große Vertrauen ist der, dass es keine gemeinsamen Bekannten gibt. Das heißt, wir müssen nicht befürchten, dass etwas von dem Gesagten an die Öffentlichkeit dringt. So, wie wir fremden im echten Leben viel Vertrauen schenken, so schenken wir dies auch Online Dating Profilen.
Eine Studie ergab, dass Menschen Dates bevorzugen, bei denen sie tiefe und innige Gespräche führen können. Und in der Tat, das Gespräch, das ich bei meinem virtuellen Date mit dem Prominenten hatte, war wirklich sehr tiefgehend und wich von üblichen Smalltalk Themen bedeutend ab, die ansonsten in der Dating Show zu sehen sind.
Dahinter steckt auch eine biologische Grundlage. Denn Menschen lieben es, über sich selbst zu sprechen. Reden Menschen über sich selbst, ist eine erhöhte MRT-Aktivität in den Belohnungszentren des Gehirns messbar.
Online Dating und der ständige Wandel
Naja, mein Date war nicht sonderlich vielversprechend. Wir haben uns nie wieder gesehen. Online-Dating hat das Spiel verändert. Wer sich heutzutage eine Beziehung wünscht, der installiert sich eine App und swipt nach links oder nach rechts. Stellen wir nach dem ersten Date fest, dass uns die andere Person nicht zu hundert Prozent zusagt, lassen wir einfach nie wieder etwas von uns hören und widmen uns wieder der Dating App. Das Spiel beginnt einfach wieder von vorne. Jedes Match löst für einen winzigen Moment eine kleine Euphorie aus. Doch diese Euphorie ist nicht nachhaltig. Wie schön war es doch hingegen früher, als noch wirklich umeinander geworben wurde. Der Nervenkitzel der Jagd, der geht beim Online Dating verloren.
Unsere Aufmerksamkeitsspanne wird immer kürzer und wir sind mehr bereit, an Dingen zu arbeiten. Denn es ist mittlerweile so einfach, Dinge zu verändern. Der Job gefällt uns nicht? Wie suche uns einen Neuen. Die Beziehung läuft nicht? Wir trennen uns und suchen eine Neue. Der Lebensstil sagt uns nicht mehr zu? Wie führen einen anderen. Die Generation Z sieht keinen Grund, sich mit Treue zu begnügen. Monogamie ist für die Generation Z nicht mehr die einzig wahre Beziehungsform. Gleichzeitig hat ein jeder einen enorm großen Anspruch an die eigene Beziehung. Wir wollen immer mehr. Sowohl in unserem Leben, als auch in unserem Job als auch in unserer Partnerschaft. Und so kommt es, dass wir uns mitten auf einem Tinder Date befinden. Das Gespräch wird für einen kurzen Moment etwas monoton und schon erwischen wir uns dabei, wir wir gerade darüber nachdenken, wen wir als nächstes bei Tinder nach links oder nach rechts wischen könnten. Und das, obwohl uns eine spannende Persönlichkeit gegenüber sitzt.
Mittlerweile hat dahingehend eine Entwicklung stattgefunden, dass Singles das Gefühl haben, dass unendlich viele andere Singles für eine potentielle Partnerschaft zur Verfügung stehen. Tatsächlich treffen sich nicht einmal fünfzig Prozent der Menschen, die ein Match auf Tinder haben. Dennoch lässt sich sagen: Online Dating verdrängt die ursprünglichen Wege der Begegnung.
Menschen haben verlernt, im echten Leben miteinander zu agieren. Stattdessen wird versucht, online möglichst viele Informationen über den anderen zu erhalten, um somit abzuchecken, ob man sich mit eben dieser Person wirklich treffen will, oder lieber nicht. Viele nutzen in dieser Situation auch gerne Telefonate, um die Stimme des anderen zu hören und so besser einschätzen zu können, ob der andere ihnen sympathisch ist.
Das Problem ist das Folgende: Bleibt es beim Chatten und es kommt zu keinem Treffen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass den beiden Schreibenden schon bald die Themen ausgehen. Auf der einen Seite öffnet man sich sehr schnell, auf der anderen Seite fehlt es an Vertrauen, die wirklich intimen Dinge zu erzählen. Und so kommt es, dass das Chatten am Ende des Tages zu nichts führt.
Was braucht es also, um vom Online Dating weg zu kommen?
Online Dating und Oberflächlichkeiten
Damit es bei den Apps wirklich zu einem Treffen kommt, ist die eigene Attraktivität entscheidet. Ziemlich hart, nicht wahr? Je weniger gut die eigenen Bilder sind, desto mehr Arbeit bedeutet dies, um es zu echten Treffen zu bringen. Einige Studien besagen, dass Menschen es bevorzugen, wenn die Matches ähnlich attraktiv wie sie selbst sind. Andere Studien hingegen zeigen, dass Tinder Nutzer bevorzugt Profile liken, die attraktiver sind als sie selbst.
Hier besteht somit ein weiteres Problem. Beim Online Dating geht es nicht um die Persönlichkeit, sondern nur noch um die Attraktivität. Doch wir können uns nicht in einen Menschen verlieben, solange wir nicht auch seine Persönlichkeit kennen.
Bei einem YouTube-Experiment wurden zwei Profile eingerichtet, einmal das Profil eines Mannes und einmal das einer Frau. Beide Profile waren gleich attraktiv und wurden mit den identischen Inhalten ausgestattet. Er hatte am nächsten Tag 216 Matches, das weibliche Konto hingegen 701. Hier sehen wir eine geschlechtsspezifische Ungleichheit.
Geht es um das Thema körperliche Attraktivität, wird immer wieder gesagt, dass diese im echten Leben nicht so wichtig ist. Schließlich spielen auch Charakter und Persönlichkeit eine wichtige Rolle. Doch beim Online Dating läuft dies anders. Interessant ist, dass Frauen der Charakter wichtiger ist als das aussehen, während bei den Männern das Aussehen eine weit wichtigere Rolle spielt. Bei einem Experiment fanden mehrere Blind Dates ab. Fünf Frauen trafen sich mit fünf Männern, die Frauen trugen Fat Suites. Alle Männer sind sofort abgehauen. Ganz anders, als das Experiment umgedreht wurde. Alle fünf Frauen sind geblieben und wollten den Mann kennenlernen, der einen Fat Suit trug und offensichtlich bei seinen Bildern beim Online Dating gemogelt hat.
Was diese Studien uns also gezeigt haben, ist, dass Frauen sich online besonders um attraktive Bilder bemühen (durch Posing, Filter etc.). doch am Ende des Tages sind die Männer diejenigen, die wesentlich oberflächlicher sind.
In den USA führt der wunderbare Matching Algorithmus dazu, dass nur 12 Prozent aller Menschen, die eine Beziehung als Ziel haben, auch tatsächlich eine Partnerschaft finden.
Dating Apps funktionieren. Doch sie sind schrecklich unromantisch und oberflächlich. Die Persönlichkeit der Menschen wird beim Online Dating absolut nicht berücksichtigt. Stattdessen geht es nur um das aussehen. Die Algorithmen suchen nicht danach aus, wer wirklich zusammen passen könnte. Stattdessen wollen die Algorithmen einfach nur eine anfängliche Anziehungskraft erzeugen, damit überhaupt ein Match zustande kommt.
Doch jeder Mensch sucht nach Liebe und emotionaler Verbundenheit.
Wie oft waren Sie schon in einem Lebensmittelgeschäft, hattest Augenkontakt mit jemanden und warst automatisch davon überzeugt, dass dieser Mensch genau der Richtige ist?
Wir Menschen sehen uns nach solchen romantischen Momenten wie eben beschrieben. Immer wieder werden uns diese Momente in Film und Fernsehen vorgelebt. Doch Online Dating trägt dazu bei, dass diese Romantik verloren geht.
Anstelle von romantischen Geschichten erleben wir nur noch bedeutungslose Treffen.
Online-Dating hat das Beziehungsspiel nachhaltig zum Negativen verändert.
Danke